Mein Sommer und jetzt.

Ein Kätzchen ist uns zugelaufen. Sie war eine von den Streunerkatzen, die immer abends zu Besuch kommen, um sich Brekkies mit dem Igel zu teilen. Und eines schönen Tages hat sie beschlossen, bei uns zu bleiben.

Ich füttere sie jetzt immer. Und dann streichle ich sie und sag‘ ihr nette Sachen, sie ist kuschelweich. "Schönes Katzi", sage ich, ich bin nicht ganz ehrlich mit ihr. Weil so besonders schön ist sie gar nicht. Sie ist eher dürr und an zwei Stellen, am Hals und am Nacken, fehlt ihr Fell. Dazu kommt, dass sie in einer Tour jammert, es ist ein nervtötendes Krächzen. Ich weiß nicht, was sie beklagt, aber nach dem Füttern wasche ich mir die Hände gründlicher als sonst - vielleicht ist Katzi krank.

Gestern, am späten Nachmittag, ein eigenartiges Jaulen im Garten. Nein, das kann nicht das sterbende Kätzchen sein, dem geht es mittlerweile prächtig. In den vergangenen Wochen hat sie an Gewicht zugelegt und selbst die rosa Stellen sind schon wieder mit Fell bedeckt, ein wenig zumindest. Beim Doktor waren wir auch, Katzi ist kerngesund.
Ich bin trotzdem schnell aus dem Haus gerannt, hoffentlich ist der Oma nichts geschehen! Nein, da ist nur das Kätzchen, sie spielt mit einer Maus. Der Nager macht jetzt keinen Mucks mehr. Sieht aus, als wäre er einem Infarkt erlegen: Den Mund weit offen, die Arme weggespreizt; ganz grau, kein Rot. Das Kätzchen hat den Fuß drauf. Und immer auf ein Neues nimmt sie das Vieh in den Mund, schleudert es in die Luft und schlägt es wie einen Tennisball umher. Und jetzt kaut sie auch noch auf der toten Maus herum. Wäh, grausliche Katze...

Ich streichle Katzi jetzt wieder. Abends sitzen wir im Hof und schauen uns die Sterne an. Jedenfalls einer von uns beiden, sie findet alles andere spannender. Ab und an nicken wir uns zu und freuen uns. Jedenfalls war das im Sommer so, ich habe Katzi schon eine Weile nicht mehr gesehen, ich schau' jetzt allein in die Luft. Und wie ich so an sie denke, da habe ich mir einen neuen Namen für sie ausgedacht: Lala-Katze. Ich hoffe, Lala erkennt mich noch, wenn ich sie dann mit dem neuen Namen rufe, zu Weihnachten bei der Oma.