Der Kurt Waldheim der Zuckerbäckerinnung
Von großen Österreichern.
Tortenverzierung einmal anders: Ob Wahlspruch der Hitler-SS („Meine Ehre heißt Treue") oder Reichsadler aus Zuckerglasur - ein niederösterreichischer Konditor erfüllt jeden noch so ausgefallenen Mehlspeistraum. Dem Neonazi-Milieu will er sich nicht zurechnen lassen. Er sei eben Bäcker und bediene Kundenwünsche."Ich bin Bäcker, ich habe nur meine Pflicht gemacht" kommentiert Satiriker Christoph Grissemann den Vorfall und spielt damit auf eine lange österreichische Tradition von Leugnern und Verharmlosern an. Denn wer Karriere machen wollte, der musste in den Dreißigerjahren nun mal grausige Dinge an seinen Mitmenschen verüben, ehe er diese Verbrechen ab 1945 herunterzuspielen oder zu bestreiten begann.

Schließlich wird eine Historikerkommission eingesetzt, die Waldheim nun keine direkte Beteiligung an Kriegsverbrechen, wohl aber detaillierte Mitwisserschaft attestiert. Waldheim verzichtet 1992 auf eine Wiederkandidatur. Er hält auch als Pensionist weiter an seiner Darstellung fest, dass er lediglich seine Pflicht erfüllt und sich nichts vorzuwerfen habe.
Als er 2007 im Alter von 88 Jahren stirbt, schwingt sich der ehemalige Nationalratspräsident Andreas Khol zu einem Gastkommentar in der Tageszeitung Die Presse auf, in welchem er die „Hetze" gegen den „großen Österreicher" Waldheim erneut verurteilt.
Besser hat es eingangs erwähnter Zuckerbäcker gemacht, der hat sich wenigstens entschuldigt. "Ich habe mir nichts dabei gedacht, und es waren nicht mehr als die drei Torten. Es tut mir leid, dass es passiert ist" zeigte er sich bei einem klärenden Gespräch mit dem Vorsitzenden des Mauthausen Komitees einsichtig - und ist mit einem Schlag ein ganz ein großer Österreicher geworden.
28. Apr, 21:02